Was ist Endometriose?

Endometriose ist eine gutartige, jedoch chronisch verlaufende Erkrankung. Bei Endometriose wächst Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Dieses Gewebe siedelt sich bspw. an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder Bauchfell an. Endometriosegewebe verfügt über die Eigenschaft, prinzipiell an jeder Stelle des Körpers wachsen zu können. In einigen Fällen kann es auch außerhalb des Bauchraumes, z.B. in der Lunge, vorkommen.

Das Endometriosegewebe außerhalb der Gebärmutter reagiert wie die Gebärmutterschleimhaut auf bestimmte Hormone: Mit dem Menstruationszyklus baut es sich periodisch auf- und wieder ab und blutet. Allerdings kann das mit der Blutung abgestoßene Gewebe den Körper nicht verlassen. Es staut sich im Körper, z.B. in der Bauchhöhle, in Form von Endometrioseherden. Aus Endometrioseherden bilden sich Endometriosezysten, die auch Schokoladenzysten genannt werden. Diese Prozesse führen zu chronischen Entzündungen, Vernarbungen und Verwachsungen der betroffenen Gewebe. Das kann sehr starke Schmerzen verursachen – nicht nur während der Menstruation. Endometrioseherde können – obwohl sie als gutartig kategorisiert werden – in anderes Gewebe hineinwachsen und so bleibende Schäden an Organen, wie dem Darm oder den Eileitern, verursachen.

Eine weit verbreitete Folge der Endometriose ist die Unfruchtbarkeit. Bei 40 bis 50% der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, ist Endometriose die Ursache.

Da Endometriose sich auf den Hormonhaushalt und das Immunsystem auswirkt, wird sie auch als systemische Erkrankung angesehen, die interdisziplinär, von Ärzt*innen verschiedener Fachrichtungen behandelt werden sollte. Die Ursachen für Endometriose sind noch ungeklärt. Die verschiedenen Theorien zur Entstehung von Endometriose konnten bislang noch nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Daher gibt es nach aktuellem Stand auch keine Behandlung, mit der Endometriose ursächlich geheilt werden kann.

Endometriose äußert sich sehr unterschiedlich, deshalb wird sie auch als "Chamäleon der Gynäkologie" bezeichnet. Manche Betroffene haben keine Beschwerden und auch keinen Behandlungsbedarf. Das trifft jedoch nicht auf alle zu. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen muss von einem dauerhaften Therapiebedarf ausgegangen werden. Endometriose hat eine hohe Rezidivrate, das heißt nach einer operativen Entfernung der Endometrioseherde können diese erneut entstehen. Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen und vielen weiteren Symptomen.

Endometriose ist – nach Myomen (Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter) – die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. An Endometriose können Mädchen und Frauen erkranken, sowie Personen, die sich nicht als Mädchen oder Frau fühlen, aber mit einer Gebärmutter geboren wurden. In wenigen Einzelfällen wurde Endometriose auch bei Männern im Rahmen einer Prostatakrebs-Behandlung gefunden.

Bereits in der Pubertät können mit der ersten Menstruation Krankheitssymptome auftreten und bis zu den Wechseljahren und auch darüber hinaus bestehen bleiben. Die höchste Wahrscheinlichkeit zum Auftreten einer Endometriose liegt im Alter von 35 bis 45 Jahren. Schätzungsweise sind zwischen 8 und 15 Prozent aller Mädchen* und Frauen* betroffen – das sind in Deutschland ca. 2 Millionen Menschen. Die WHO geht von weltweit ca. 190 Millionen Betroffenen aus. Zusätzlich werden jährlich bis zu 40.000 Neuerkrankungen in Deutschland registriert. Die Gesundheitsberichterstattung des Bundes stellt regelmäßig aktuelle Zahlen zur Endometriose zur Verfügung (Suchwort N80).